Perfect day
So muss ein perfekter Sonntag aussehen: aufstehen und Kuchen backen,
weil es der Kühlschrank mal hergibt. Duschen und ganz optimistisch
ein Sommer-T-Shirt anziehen (später ziehst du - reiner Zweckpessimismus -
ein Jäckchen drüber). Dann gehst du raus und stellt fest: Optisein
lohnt sich. Denn die Sonne, die Sonne - ja wirklich die Sonne - LACHT
und LACHT und kann nicht aufhören. Und das an einem Sonntag, als hätte,
ja als hätte sie es endlich begriffen. Und du machst seltsame Fotos,
die aberalle toll aussehen, weil ja Sonne ist und bei Sonne bist auch du ein Meister!
Und gehst zu Fuss ans Ende der Stadt, um dort vielleicht eine
Freundin zu treffen. Nichts spricht dafür, dass sie da ist, wenn du
auch da bist, nichts, gar nichts. Und dann steht sie da, grosses Lachen
wie die Sonne und du kaufst dir und ihr ein Sandwich zweifelhaftester
Färbung und isst es mit dem grössten (und vielleicht gefährlichsten)
Vergnügen. In der Sonne, auf dem Friedhof, da wo die grosse Stadt nicht
stinken kann.
Und später gehst du weiter, wieder zu Fuss, soweit er trägt, eine
Familie besuchen, die ein bisschen deine ist. Spielst im Sand und
Schlamm, denn das tun alle Mütter und Tatas. (Du bist Tata und eines kleinen Mannes Märchenprinzessin, wahlweise auch ein Hirsch oder ein Wolf oder Maulwurf-Kenner.)
Und am Abend und jetzt
kommts: triffst du ein Mädchen, das heisst Anna wie du (enfin, vous
comprenez) und gibt dir einen Kuss und nennt dich seine copine. Zwar findet sie deine Brille hässlich, (beziehungsweise dich mit ihr),
aber sie umarmt dich trotzdem, als kenntest du sie schon ewig. Diese
Anna - da geht der Sonnenschein weiter auch nach dem Apero.
Ein perfekter Tag, mehr willst du ja gar nicht. Als abends vergessen haben, was du morgens noch tun wolltest. Und dass du die Stadt hasst, in der du
lebst, die Farbe der Sandwichs nicht siehst und dir selbst einen Orden
anstecken möchtest für den fröhlichsten Menschen unter Pariser Sonnen.