Anna unter-wegs
Und wieder geht Anna über die Avenue d'Italie. Heute heisst sie anders, die Briefkästen sind kleiner und weniger neurotisch, aber so vieles sieht ihr ähnlich. Anna aber sieht sich nicht mehr ähnlich, hat Ringe unter den Augen und ein weisses Band im Haar. An der Ecke, wo früher ein Löwe sass und sms schrieb, ist nur noch eine Pfütze, hat der Löwe sich verflüssigt? Schreibt er woanders sms? Schreibt er gar nicht mehr. Die Scheiben von Annas Lieblingsbäckerei sind mit Plakaten zugeklebt. Zirtonentörtchen gibts hier nicht mehr und auch kein jubelndes "ça sera tout" mehr. Das ist jetzt wirklich alles. Und Anna nicht mehr da.
Der Löwe nicht mehr da. Wo soll Anna jetzt hin? Hier war sie doch zu Hause.
Der Briefkasten murmelt, "geh weiter, Anna. Bleib nur nicht stehen und sieh dich nicht um. Kauf dir ein neues Kleid und zieh in die Welt. Hier gehörst du nicht hin und nicht in die graue Stadt. Da hilft kein Wein und helfen keine neuen Freunde. Denn auch die werden morgen die alten sein oder nicht mehr da. Wo sind sie denn jetzt, Anna?"
Anna schüttelt den Kopf und geht weiter. Morgen kauft sie sich ein Törtchen. In einer neuen Bäckerei. Und dann, dann packt sie ihre Sachen.