Annas neue Beziehung - Hank Moody, die erste
Manche Dinge passieren so oder anders eben immer wieder: Anna sieht fern. Eigentlich sieht sie ganz ganz fern. Sie sieht nämlich Serien-Nonstop-Fern. Diese Art von Fernsehen, bei der man sich langsam in ein Gemüse verwandelt, mit der Decke verwächst, die einen vorm Zubettgehen rettet und die inzwischen lange erkaltete Wärmflasche umflutet. Bei der man verpasst, wie die Nacht hereinbricht oder sie erst bemerkt, wenn man den Pause-Knopf der DVD-Player-Fernbedienung nicht mehr findet.
Weit weg transportiert diese Art von Fernsehen, in eine Welt von neuen Freunden. Joey, Chandler und Phoebe oder eben Hank, Hank Moody: ehemaliger Schriftsteller, neuerlicher Blogger (was für Identifikationsmaterial! Anna nimmt, was sie kriegen kann ;) ), irgendwie Kettenraucher, notorisches Arschloch in Sachen sexueller und vor allem anderer zwischenmenschlicher Beziehungen. Und so sympathisch! Irgendwie geht nichts gut: Frau weg, Tochter weg, an beiden hängt er wirklich, aber - wie es so geht - irgendwie haben die Frauen die Nägel mit Köpfen machen wollen, mit denen er seinen Sarg zimmert. Deshalb vögelt sich Hank mehr oder weniger fröhlich durchs Leben, wird immer unglücklicher und - hoffen wir alle - am Ende von immer zu vielen und stets zu wenigen Staffeln endlich wieder glücklich, treu und geläutert in die Arme der Ex, der Einzigwahren sinken. Das klingt so banal wie - seien wir ehrlich - auch erholsam. Und genau das ist es. Erholsam, weil es keinerlei höheren Anspruch hat. In aller Vulgarität so schön wertekonservativ und beruhigend amerikanisch. Und dann all der Mut zu Wortspielen unterster Schublade! Ein wahres Vergnügen. Das schreckt Annas Leser jetzt ab? Sollte es nicht. Denn "Californication" ist grandios, ist fröhlich schlecht und also wieder gut. Und das meint Anna verdammt ernst. Immerhin war Hank Annas Date für heute Abend. Sie assen Spaghetti und verbrachten so fünf-sechs nette Stunden miteinander. Sagen wir, die Hälfte der ersten Staffel. Und also kein One-Night-Stand.
Anna erinnert das an gute alte Zeiten von Friends, Mc Dreamy und Steamy oder Dawson's. Sie ist wieder wer vor ihrem Fernseher, Wiedereroberung des televisionären Paradieses. "Something's change, other's don't" (Matrix 2/3), um eine cinematografische Erscheinung zu zitieren, die es bei Anna nie so weit bringen wird wie Hank Moody.
Fernsehen macht also doch glücklich. Und solches, dank Hank Moody, sogar Annas allein zu Haus.