Heimatreise 1

Anna in der Heimat; Und zwar so richtig, mit Grosseltern und Tantchen in verschiedenen Schattierungen. Mit klaren Seen, in denen Anna schwimmt, mit Begegnungen, die kalt lassen und anderen, die zu hitzig abgehen. Man bemitleidet Anna für Dinge, auf die sie stolz ist, man ist stolz auf sie, wo sie leidet. Nichts ist hier, wie es dort ist. Und Anna steht daneben und schaut sich selbst dabei zu, wie sie in ein Leben zurück stolpert, das sie hinter sich gelassen hat, aber eben nicht so richtig. Frankreich, dieses Land, das sie so sehr liebt wie sie es missversteht, fehlt ihr. Und die Sehnsucht macht ihr Bauchschmerzen. Nur lange Züge durch den klaren See ihrer Kindheit schaffen das Vergessen, das sich sonst so schwer mit Anna tut. Ein alter Mann spielt mit einem Feuerzeug, ein etwas jüngerer wirft feurige Blicke, die Richtung ist nicht klar, aber Anna hat sie gesehen. Und eine freundliche Hexe geht weinend aus dem Raum. Ihr Mann ist kein Hexer, aber auch nichts Geringeres.
Vom Hörensagen tauchen auch Leichen aus Kellern und Ostseen auf, Knaben, die heute Männer wären und sicher schön, Männer, die ihre Knabenjahre mit dem Beil geköpft haben, heute sicher nicht schön, damals nicht schöner. Nur eine alte Unschuld hält sie am Leben. Und ein Mann, der heute gut sein muss für alle, die noch leben, nur weil er selbst nicht mehr dazu verdonnert ist. Anna nimmt auf, Anna ist ein Schwamm. Anna geht mit und weiter und schaut doch nur zu wie von weitem. Das ist Familie und darin hat sie keine Übung. Auch das jüngste Mitglied ebendieser Familie erkennt sie nicht als Mitglied an, schreit und lächelt, geht weg und vergisst. Wie alle anderen. Und Anna ists recht. Das war die erste Etappe, Neustrelitz, Neubrandenburg, Burg Stargard, Schwerin.
Mehr und Heimat folgt. Anna kommt an.