Heimatreise 5

Warum eigentlich nicht? Annas Bruder wartete heute auf ein Date. Hatte er schliesslich, als keiner mehr daran glaubte, es war elf und zwar abends und gerade war zum werweisswievielten Male Dianas Hochzeit zur romantischsten aller Zeiten erklärt worden. Diana starb noch schnell, unvergessen das Kleid und wie böse Charles (- wir erinnern hiermit daran, dass Anna Charles zu ihrem persönlichen Human-Protektorat erklärt hat! Anna verteidigt ihn und Camilla wie eine Löwin ihre Grosseltern. -) und dann rauscht der kleine Bruder ab. Er ist jetzt vierundzwanzig, sie heisst Sarah und bringt ihn vielleicht auch mal zu Anna nach Frankreich. Jahrelange Erfahrungen aller weisen Frauen in Annas Umgebung lehren, dass Männer sich nur deplatzieren, wenn die Liebe es will. Wenn die LIEBE es will. Romantisch-real. Wir werden sehen.
Er zieht sich also richtige Kleidung an - und Anna stellt fest, dass er nicht so schlecht aussieht, wenn sein T-Shirt mal nicht Lakers heisst und Stoff seine Beine umhüllt. Und Anna muss objektiv sein, objektiver als Schwester ist Zahnarzt. Er geht los, der Bruder, macht Witze, die nach Endorphinen riechen und. Anna freut sich. So ists gut. So tuts gut und hoffentlich - hoffen für ihn und die Stimmung im Hause - bleibts noch ein Weilchen so. Dann darf sie, und zwar Sarah, auch ein bisschen zu laut sprechen und nicht wissen, auf welchem Kontinent sich der Mount Everest befindet. (Da fällt Anna ein, sie, Anna, weiss sogar, in welchem Bundesstaat sich der Mount Rushmore befindet und damit wusste sie bis heute mehr als er, ihr Bruder, der dafür Namen von Sportlern kennt, die Anna für Waschmittelmarken hielt.) Dann darf morgen auch ein Ring mehr Annas Augen zieren, auf einen mehr kommts nicht an, wenn man sogar den Freund versetzen muss, weil man über der Arbeit eingeschlafen war.
Anna freut sich und drückt die Daumen auf einen ersten Touchdown in Sachen Mundzumund. Es ist ihr Bruder, sie sollte so nicht denken? Sie tut es und zwar rein theoretisch, für sie selbst, für ihn und den lieben Frieden. und für das Ding mit der Liebe, die es wollen soll.