Gegen alle Vernunft
war Anna in den Zoo gegangen. Gegen alle Vernunft geblieben. Jetzt hat sie ihn verlassen, den Zoo. Hat die Tore verschlossen und ihre Gratiseintrittskarte einer Gazelle überlassen.
Gegen alle Vernunft hofft sie nun, dass der Löwe mit ihr in ein neues Leben geht. In dem er andere, vielleicht Gazellen, in seiner Mähne in den Himmel wirft. Und die in seinen Nougataugen schwimmen. Hofft aber, dass ihr, Anna, der Löwe bleibt, den sie kennt, wie eben nur ein Schaf seinen Löwen kennt. Dass er sieht, dass, was Anna ihm schenken möchte, nicht ein Abschied ist, sondern ein neuer Anfang. Für sie und den Löwen, vielleicht auch für die Gazelle. In der Freiheit au-delà des Zoos. Auf neuen Wegen.
Das sei nicht Liebe, sagt der Löwe, nachdem er Anna geschoren hatte. Anna sagt, vielleicht hast du recht und weiss, dass er unrecht hat. Aber, sagt sie (und hofft, gegen jede Vernunft):
Nennen wir es nicht Liebe. Nennen wir es "das danach". Das, was bleibt.
(Dass Anna weint, tut nichts zur Sache.)