Anna nachts und der schwarz-weisse Hund
Anna kommt nach Hause. In dieser grauen Stadt mit den vielen Wolken. In der alles besser werden sollte. Erstes Resümee nach sechs grauen Monaten: HM. Sicher, Anna hat mehr Zeit für sich und Soziales und keine Hexe mehr, die ihr Twinsets aufzwingt. Und die grosse graue Stadt macht Anna nicht mehr krank, sondern empfängt jetzt mit offenen Armen. Und auch in der kleinen grauen Stadt hat Anna ein paar freundliche Eroberungen gemacht. Und doch: die Zeit drängt und Anna frisst Fliegen. Der Sommer ist weit. Aber und damit kommen wir zum Positiven: Anna hat eine Tür vor ihrem Zimmer, die sie schliessen kann vor den Schweigeattacken nordischer Trolle.
Und doch stimmt irgendetwas immer noch nicht.
Vielleicht ist Anna immer noch nicht angekommen. Vielleicht schon wieder auf Reisen. Und vielleicht auch verliebt. Oder auf dem Weg zu neuen Ufern. (Neulich - in einer anderen Stadt - traf Anna einen schwarzweiss-gescheckten Hund. Stumm war der Hund, aber er hatte einen Blick, der Annas ein Stück vorwärts schieben kann. Anna hat ihn gestreichelt und der Hund hat Anna die Hand geleckt. Als Anna ihn mit nach Hause nehmen wollte, schüttelte er - immer noch stumm - den Kopf und ging seiner Wege. Seitdem wartet Anna darauf, dass sie ihn wieder sieht, er sprechen lernt oder sich langsam aus ihrem Gedächtnis wäscht.) Vielleicht verliert Anna gerade den Kopf, wie die Einheimischen sagen. Vielleicht ist sie auch nur einfach wieder sehr sehr glücklich. Genau sagen lässt sich das hier nicht. Denn diese Stadt und ihr Grau, ihre Wolken bleiben höchst provisorisch. Bleibt also die stille Hoffnung auf den schwarz-weissen Hund.